BegrüßungVeröffentlichungenHeh HuckebeinAltstadtwindMondschein-ReiseSüdsee-BlütenAuf dem StoppelfeldSchafgedichteMenschentypenDer neue Gott
Arbeitslosen-Programm
Gebranntes Kind
Zeit-Chaos
Sommertag
Abend in der Stadt
Altstadtflair im Wartezimmer
Fernweh








Zeit-Chaos


Wind und Wellen von gestern
waren woanders von heute,
gestern ist heute geworden,
woanders ist heute schon morgen,                                         
Zukunft und Vergangenheit
Gegenwart,
Gegenwart woanders
Vergangenheit und Zukunft.
Egal, ich bin dabei!
 
Mein Sieg von heute
war gestern Zukunft
und ist morgen Vergangenheit,
so klar, so gut!
Doch meine Siegesfäuste
– sind es nun die von gestern
oder von morgen? –
lösen sich erstmal wieder,
im Zweifel darüber,
ob sich die Anstrengung
noch lohnt oder verfrüht ist.

Meine Füße wissen auch
keinen Rat und gehen
vorsichtshalber im Kreis,
doch im Kopf beginnt morgen.
Oder bin ich morgen woanders,
sodass morgen vielleicht
längst vorbei ist?

Es lohnt sich nicht,
nachzugrübeln,
das Grübeln war gestern
oder ist morgen,
sodass ich morgen ...,
oder ist morgen erst heute?

Das Zeitchaos ist autonom!
Egal, ich bin dabei,
auch wenn ich ständig
verschoben werde.

Hannelore Furch
Nachtgarn

Ein Ehepaar lädt sich ein
in die Gartenlaube
des Sommerabends.
Der Frau entsprießen
aus klingenden Träumen
die Glockenblumen
ihrer Frühlingswiese,
das duftige Garn ihrer Stimme
webt ihr das schönste Jugendgewand
und ein Leuchtmuster
für den Heiligenschein
des verflossenen Geliebten.

Bunt schillernde Fäden
spinnen sich selbstständig fort,
ringeln sich übermütig
im neckischen Chaos
des trügerischen Spiels,
im hohen Bogen hinweg
über die Fangarme
der toxischen Gedankenschlingen
des Gatten im heimlichen Grimm.

Mehr und mehr Fädenkringel
entkommen dem Chaos,
entwirren sich beruhigt
in der Abenddämmerung
des ermüdenden Paares.


Ein Käuzchen glaubt nicht
an die Ordnung der Nacht,
zieht die Fänge ein und flieht.

Hannelore Furch




Die beiden Gedichte dieser Seite sind veröffentlicht in:

Driesch. Zeitschrift für Literatur und Kultur. Nr. 18: Schwelgen.

Driesch Verlag (Hrsg). Drösing (A) 2014. S. 86-87.

http://www.drieschverlag.org/index.php?option=com_content&task=view&id=374&l



 

Drei weitere Gedichte (noch unveröffentlicht) zum Thema Zeit:

Der Weg zum Napf

Glücklich erreichten wir
unser nächstes Ziel.

Nur meine Katze knurrte                                                    
und wog den Weg auf,
den sie laufen musste,
um ihren alten Napf
zu finden.

Hannelore Furch
Dumme Katze

Glücklich erreichten wir
die neue Zeit.

Nur meine Katze
merkte wieder nichts
und fraß
wie jeden Tag.

Hannelore Furch
 



Missverständnis

Die schöne Kaffeekanne
mit den Vergissmeinnicht                                                   
auf dem Leib
wartete in der Kellerecke
auf die neue Zeit.

Jemand brachte
eine Uhr herunter,
sie tickte noch.

"Blödmann!",
knurrte die Kanne.

Hannelore Furch



weitere metaphorische
Zeit- und Reisegedichte in:



Reisezug.pdf